Der in Kiew ansässige Buchhändler, -drucker und -verleger ist nicht an einem Profit interessiert, sondern sucht eine Möglichkeit zur Produktion und Versorgung seiner Mitarbeiter, anstatt seine Humanressourcen und sein Know-how zu verschwenden

Rostyslav Burlaka, CEO von RBP Publishing in Kiew, spricht über das Grauen, den die russische Invasion der ukrainischen Bevölkerung zufügt, die Angst vor dem Verlust seines Unternehmen und die Gefahr, seine Humanressourcen und sein Know-how für immer zu verlieren.

Am 24. Februar begann Russland mit einem massiven Bombenangriff auf die Ukraine. Wir wachten um 5 Uhr morgens auf, und unser Haus wackelte. Es war sehr beängstigend, da wir einen kleinen Sohn haben. In den ersten Tagen war uns nicht klar, wohin wir gehen sollten. Der Fliegeralarm ertönte etliche Male am Tag, was einen großen Stress für die Kinder und meine Frau verursachte. Sie entschieden sich umzuziehen, und ich blieb hier.

Das Gute ist, dass wir uns physisch an einem sicheren Ort befinden, aber emotional denke ich, kann man sagen, dass man dem Ort des Krieges entkommen, jedoch den Krieg nicht aus seiner Seele loswerden werden. Wir leben rund um die Uhr mit Gedanken über den Krieg und die Menschen, die in verschiedenen Städten der Ukraine sterben, die von russischen Truppen getötet wurden.

Ein durch RBP veröffentlichtes und gedrucktes Buch

Ich denke, man kann sagen, dass man dem Ort des Krieges entkommen, jedoch den Krieg nicht aus seiner Seele loswerden kann.

Was wir auf der einen Seite feststellen können, ist, dass es besser wird, da unsere Armee die Russen aus dem Norden unseres Landes verdrängt hat. Auf der anderen Seite jedoch hat Russland mächtige Raketen, die es vom Schwarzen Meer oder anderen Teilen Russlands aus abschießen kann, und sie können alle ukrainischen Städte treffen. Und man kann sich an keinem Ort sicher fühlen.

Wir sind aufgrund der Raketen nicht sicher, da wir hinsichtlich Raketenabwehrsystemen nicht genügend Unterstützung erhalten haben. Der Himmel war also nicht geschlossen, und Russland kann mit seinen Jets und Raketen viele schlimme Dinge anrichten. Sie zerstören hauptsächlich zivile Ziele. Sie versuchen, die Menschen zu erschrecken und zu schockieren. Sie sagen ganz offen: „Wir wollen, dass ihr Angst vor uns habt. Dann werden wir gewinnen.“

Alles begann vor zehn Jahren mit einer Internet-Buchhandlung, einer Nischenbuchhandlung mit psychologischer Literatur. Mit der Zeit wurde klar, dass wir Bücher auf Ukrainisch veröffentlichen können und sollten. Vor sechs Jahren, im Jahr 2016, gründete ich RBP Publishing als eine zweite Niederlassung. Wir kauften Rechte in Europa, den USA und Großbritannien. Wir haben Übersetzer, Redakteure, Designer, die die Bücher herstellen. Wir sind auf psychologische Literatur spezialisiert.

Zuerst druckten wir unsere Bücher in verschiedenen Druckereien, aber nach ein paar Jahren verstand ich, dass wir es selbst machen konnten. Wir begannen mit 40 qm. Es gab digitale Druckmaschinen für Print-on-Demand. Wir sind aufs Zehnfache gewachsen, auf 400 qm, und haben eine Druckerei mit Digital- und Offsetdruck, Hard- und Softcover-Maschinen geschaffen. Wir bleiben jedoch ein kleines Unternehmen. Wir können monatlich bis zu 10-15,000 Bücher produzieren, keine hohen Auflagen.

Wir haben jetzt drei Niederlassungen: Internet-Buchhandlung, Verlag und Druckerei.

Der Offset-Druckraum von RBP Publishing

Die Situation ist jetzt sehr schlecht. Das Einkommen sank im ersten Kriegsmonat um das Zehnfache. Wir befinden uns am Rande des Überlebens. Das Lesen von Büchern oder Drucken ist jetzt nicht die wichtigste Notwendigkeit der Menschen. Es gibt jedoch eine Reihe von Psychologen, die mit Menschen arbeiten, die während des Krieges Traumata erleiden. Sie kaufen unsere Bücher, da sie ihnen helfen, mit diesen Menschen zu arbeiten.

Wir haben viele unserer Kunden verloren, die mit unserer Hilfe Bücher druckten. Wir versuchen, einige Rechnungen von Kunden zu bekommen. Es ist sehr schwierig. Es reicht nur für ein oder zwei Arbeitstage pro Woche, nur für Lebensmittel. Um Geld für Lebensmittel zu verdienen.

Es ist schwer vorherzusagen, was als nächstes passieren wird. Wenn der Krieg noch ein halbes Jahr andauert, besteht ein großes Risiko, dass wir alles verlieren werden. Die Menschen, die jetzt zu Hause bleiben, werden eventuell auch das Land verlassen. Wir werden unsere Bevölkerung verlieren. Es wird keine Kunden und keine Arbeiter geben. Ich bin sehr besorgt darüber.

Wir können produzieren und ausliefern, da die Hauptstraßen, die Kiew mit dem Westen verbinden, frei von den Besatzern sind. Das wäre hilfreich. Wir verdienen jetzt nichts als Unternehmen. Wir versuchen, unsere Preise so festzulegen, dass es für den Kauf von Papier und die Bezahlung der Menschen für deren Lebensmittel reicht.

Wir verdienen jetzt nichts als Unternehmen. Wir versuchen, unsere Preise so festzulegen, dass es für den Kauf von Papier und die Bezahlung der Menschen für deren Lebensmittel reicht.

Wir haben alles über einen Zeitraum von zehn Jahren erschaffen. Viele Menschen taten ihr Bestes, um etwas auf die Beine zu stellen, zu leben und zu arbeiten. Es ist sehr schmerzhaft, jetzt zu erkennen, dass alles enden kann.

Jetzt ist es sogar unklar, wie wir Aufträge in Europa finden können. Einerseits können wir den Markt finden. Wir können unsere Preise und unsere Qualität anbieten. Andererseits ist es ziemlich schwer zu beweisen, dass man uns vertrauen kann. Denn wenn man uns vorher nicht kannte, ist es schwer, uns in einer Zeit des Krieges zu vertrauen.

Ich muss sagen, dass wir ohne die Unterstützung europäischer Länder bereits besetzt wären. Hier sind viele Menschen dankbar für all das Geld, das geschickt wurde, all die Waffen, all die Häuser, die mit unseren Flüchtlingen geteilt werden.

Um Rostyslav kennenzulernen und RBP Publishing zu unterstützen, können Sie